Elac Miracord 90 im Test - verbinden

2022-10-26 11:58:49 By : Mr. William Wen

Mit dem Miracord 90 bringt ELAC einen klassischen Plattenspieler zum 90. Firmenjubiläum heraus. Überzeugt die edle Aluminiumoptik im Test auch klanglich?

stereoplay Testurteil: gut - sehr gut (76 Punkte); Klang: Spitzenklasse (53 Punkte); Preis/Leistung: überragend Gut

ELAC feiert seinen 90. Geburtstag mit einer ganzen Reihe sehr aufregender Produkte. Und eines davon lässt eine große Ära wieder aufleben: Mit dem Miracord 90 Anniversary baut ELAC tatsächlich wieder einen Plattenspieler. „Mit einem Gruß an die jugendlichen Jahrzehnte der Firmengeschichte“, so die Kieler Firma, erblickt so wieder eine Ikone der Traditionsfirma das Licht der Audio- Welt. 

Mit dem Miracord 90 Anniversary knüpft ELAC an die Plattenspieler-Legenden des Hauses an. Denn unter der Bezeichung Miracord fertigte ELAC einst eine ganze Reihe verschiedener Plattenspieler, die sich – unter anderem – durch die charakteristischen vier Druckknöpfe auf dem Chassis auszeichneten. Dabei ist es bei dem neuen Modell natürlich nicht geblieben und der 90 Anniversary ist auch kein Subchassis- Spieler mehr. Doch er steht für den hohen Qualitätsanspruch, den ELAC nun auch bei diesem Konzept geltend macht, und soll höchste Ansprüche in puncto Fertigungsqualität und Klang erfüllen.​

Dazu bedient sich der Miracord, der komplett in Kiel entwickelt wurde, anerkannt guter Prinzipien aus dem aktuellen Laufwerksbau: Riemenantrieb, schwerer Teller, relativ schweres Chassis. Dabei geriet das Laufwerk nicht nur recht kompakt in seinen Ausmaßen, sondern zudem bildschön, wohl proportioniert und gediegen in gebürstetes Aluminium verkleidet. 

Gedacht ist der 90 Anniversary zunächst als Komplettpaket mit Tonarm und Tonabnehmer, was, so viel steht nach unseren Hörtests fest, an sich nicht so bleiben müsste. Bietet der Miracord doch im Hinblick auf Antrieb, Chassis und Plattenteller eine so hochkarätige Basis, dass ELAC die Möglichkeit zur Bestückung mit anderen Tonarmen und Tonabnehmern unbedingt anbieten sollte.

Übrigens ist der Schönling auch in anderen Ausführungen zu haben. Mit am besten gefällt uns eine Variante mit schwarzem Chassis und dunkler Edelholz- Oberfläche. Doch auch unser Testexemplar des Miracord begeistert mit höchster Anfassqualität und seiner spiegelnden, schwarzen Chassis-Oberfläche, die freilich einen gediegenen Zweitjob als Staubmagnet ableistete. Merke: Feines Tuch zum Abdecken kaufen!

Wunderschöne Mechanik schier zum Anfassen bietet auch der Antriebsstrang dieses Plattenspielers, der unverhohlen das Kind im analogen Mann anspricht und seine Funktion kultig völlig offen präsentiert: Der Riemenantrieb via Flachriemen beginnt vorne links statt hinten links (wie so häufig üblich) und offenbart einen trickreich eingebauten Motor in Form einer kleinen Materialschlacht, die weder ihre Machart noch ihre glänzenden Schrauben versteckt.

Das Ganze läuft lautlos, mit hoher Präzision (wie auch unsere Messungen beweisen) und ungefähr so vibrationsanfällig wie ein nasser Sack Beton. Dazu trägt nicht zuletzt ein schwerer Plattenteller bei, der allein schon sechseinhalb Kilogramm auf die Waage bringt und perfekt rund läuft.

​Wer nun vermutet, es handle sich beim Miracord um einen der weithin üblichen Riemenantriebe mit Synchronmotor, der hat die Kieler Manufaktur unterschätzt. Tatsächlich handelt es sich nämlich um einen 18-Volt-Gleichstrommotor, ein sogenannter „Coreless“-Typ, der von einem Mikrocontroller gesteuert wird.

Die Motorsteuerung enthält eine Regelschleife, bei der die Ist-Drehzahl des Plattentellers durch einen Sensor im Chassis unter dem Teller festgestellt wird. Dazu dienen vier runde Bohrungen in dem massiven Aluminium-Teller, die auch gleich mit einem dämpfenden Material verfüllt wurden. Das ganze System enthält zusätzlich einen variablen „Pitch“, der Drehzahländerungen bis zu plus/minus fünf Prozent erlaubt.​

Und wer sich nun schon gefragt hat, wozu der große runde Drehknopf (um nichts anderes handelt es sich) vorne rechts auf dem Chassis dient: Er stellt sowohl den Ein- und Ausschalter als auch die Drehzahl-Einstellung dar. Eine Mehrfarb-LED signalisiert dabei die Nullstellung für die exakte Nenndrehzahl mit weißer Farbe, mehr oder weniger Umdrehungen quittiert die Anzeige mit grünem oder rotem Leuchten. 

Das stellt natürlich eine wunderbare Möglichkeit dar, die Drehzahl fein einzustellen – doch warum ELAC dem Miracord 90 überhaupt den Pitch spendierte, ist uns nicht ganz klar. Denn als DJ-Laufwerk taugt der schöne Plattenspieler ohnehin nicht, zumal der imposante, sechseinhalb Kilogramm schwere Plattenteller Drehzahl-Änderungen nur widerwillig folgt. Es dauert seine Zeit, bis die schiere Masse hoch- oder herunterläuft. Und das ist ja genau die Job-Beschreibung, nicht wahr? Zumindest, wenn es um HiFi-Anwendungen geht. ​

Auch bei der Motorhalterung griffen die Kieler tief in ihre Trickkiste. In die Lautsprecher-Trickkiste, um genau zu sein. Denn um den Motor vom MDF-Chassis zu entkoppeln – es sollen ja keine Vibrationen ins Laufwerk wandern –, kommen nicht nur Gummidämpfer zum Einsatz, sondern auch eine Gewebe-Zentrierung aus dem Lautsprecherbau. Die ist in der Draufsicht auf den Motor sogar gut sichtbar. Und hier darf man auch über den Pulley staunen, der unüblicherweise über eine runde, annähernd "kugelige" Oberfläche verfügt und so den Flachriemen unerwartet sicher zentriert.​

Aber was steckt nun unter dem schweren Plattenteller? Wieder mehr, als man vermutet. Tatsächlich findet sich hier zunächst ein Subteller, der vier dämpfende Kunststoff-“Zwischenlager“ aufweist – mit ELAC-Signatur, versteht sich. Der Subteller besitzt eine gehärtete Stahlachse, die in zwei Sinterbronze-Buchsen geführt wird und auf einer acht Millimeter großen Rubinkugel rotiert. 

Die Laufruhe dieses Ensembles ist enorm groß, letztlich fiel uns (mit dem Ohr am Chassis) lediglich noch ein wenig Motorgeräusch auf. Ach ja, das Netzteil: Es steckt als relativ winziges Kästchen in dem recht langen Anschlusskabel, die Verbindung zum Plattenspieler übernimmt ein Stecker. Auf der Rückseite des Chassis finden sich dann auch die beiden Cinch-Verbinder für den Anschluss des Phonokabels sowie eine etwas klein ausgefallene Erdungsklemme. Und damit nähern wir uns dem zweiten Baustein des Miracord-Ensembles an, dem Tonarm und dem Tonabnehmer. Beides zählt zum festen Lieferumfang. Beim Tonarm handelt es sich laut ELAC um eine Neuentwicklung mit Carbonfaser-Armrohr.

Der gerade Arm mit gekröpfter, integrierter Headshell zählt offenkundig zu den in Bezug auf effektive Masse leichten Vertretern seiner Zunft und ist mit einer kardanischen Lagerung sowie mit einer Antiskating-Vorrichtung ausgestattet; hier kommt die bekannte Technik mit Faden und Gewicht zum Einsatz. Die Auslegung des Tonarms leuchtet ein, wenn man den Tonabnehmer betrachtet: ein MM-System mit „Micro- Line“-Schliff und recht geringer Auflagekraft, das nach ELACSpezifikation von Audio Technica beigesteuert wird.

Mit nur 14 Millinewton Nenn-Auflagekraft orientiert sich ELAC mit diesem Tonabnehmer eher an hoher Abtastfähigkeit, was das leichte System mithilfe einer Platte aus dem Giftschrank („Esther“, ATR Mastercut Recordings) auch verzerrungsarm zu beweisen vermochte. Die Höhenverstellung des filigranen Tonarms erfolgt wie häufig üblich über eine Klemmschraube im Montage-„ Kragen“, die elektrischen Anschlüsse münden schließlich auf der Chassis-Rückseite in einem Paar feiner Neutrik- Cinchbuchsen.

Mit seiner Auslegung auf schnelles, weitgehend unkompliziertes Setup richtet sich der Miracord mit seinen vormontierten Komponenten eher an die Analog-Einsteiger, die weder mit Einstell-Schablone noch mit einer Auflagekraft-Waage ausgestattet sind. Das sowie die ebenfalls unkomplizierte Bedienungsanleitung sorgen für schnelles Hörvergnügen. Ob dieses Laufwerks-Prachtstück so aber schon völlig ausgereizt ist?

Wie gut die Laufwerksbasis eigentlich ist, lässt sich im Hörtest schnell erahnen: Mit schon steinerner Ruhe im Klangbild und exakt positionierten Klangkörpern umreißt der Miracord eine von schlanker Präzision geprägte Wiedergabe, die eher von feinsinniger Detailliertheit denn von Fülle charakterisiert ist. 

Die Kontrolle des Laufwerks kann sich dabei immer durchsetzen, ohne dass der Klang zu streng wirkt; die Spielfreude des Ensembles vermittelt Spannung. Das perfekte Timing, welches sicher auf das Konto der Laufwerksbasis zu buchen ist, fasziniert den Zuhörer vom ersten Ton an. Vieles von diesem feinen, schnellen und wendigen Klang geht sicher auf das Konto des MM-Tonabnehmers. 

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Dieser sorgt für Atmosphäre, gleitet aber nie in Härte ab, nichtsdestotrotz lässt er manchmal ein wenig Knackigkeit und Volumen vermissen. Doch das ist angesichts des Komplettpreises reine Erbsenzählerei, denn dass ELACs neues Miracord-Paket eine sichere Klangbank auch für analoge Erstkäufer darstellt, ist ebenso garantiert wie die Tatsache, dann einen echten Hingucker im Wohnzimmer stehen zu haben.

In dem zweifellos – und damit sollten sich auch die erfahrenen Vinylfreunde angesprochen fühlen – noch jede Menge Potenzial für „Updates“ steckt, diesmal freilich nicht in Form von Soft-, sondern von Hardware. Dass ein sehr guter, nicht allzu schwerer MC-Abtaster diesen hervorragenden Plattenspieler noch einmal in ganz andere Sphären hieven wird, ist ebenso sicher wie die Tatsache, dass Miracord nun wieder da ist. Mit einem Plattenspieler, der nahtlos an die Legende anknüpft. Und vielleicht könnte ELAC das Prachtstück auch als reines Laufwerk anbieten?

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